Kleinbäuerinnen sind Trägerinnen nachhaltiger Entwicklung!
WIDE fordert Regulierung von transnationalen Konzernen statt CETA, TTIP und EPAs
WIDE-Presseaussendung
(14.10.2016) Frauen in ländlichen Regionen machen fast ein Viertel der Weltbevölkerung aus. Ihre Rechte sind von enormer Bedeutung für Ernährung, Gesundheit und Entwicklung ihrer Communities, werden jedoch durch Klimawandel, Raubbau an Land und rücksichtslose Ausbeutung von Bodenschätzen massiv beschnitten.
„Frauen in ländlichen Regionen des globalen Südens leiden weit mehr unter Armut und gesellschaftlichem Ausschluss als Männer und die Stadtbevölkerung“, erklärt Edith Schnitzer, Obfrau von WIDE – Entwicklungspolitisches Netzwerk für Frauenrechte und feministische Perspektiven, zum Anlass des internationalen Landfrauentags am 15. Oktober.
Nachteilige EU-Außenhandelspolitik
WIDE sieht in der Außenwirtschaftspolitik der EU große Nachteile für Kleinbäuerinnen des globalen Südens. Die bilateralen bzw. mit Ländergruppen geplanten und teilweise schon abgeschlossenen Handelsabkommen (wie die EPAs) sind geschlechterblind und berücksichtigen die Lebensrealitäten von Frauen in Ländern des Südens nicht. In den Handelsabkommen geht es um Exportmärkte für die EU und um die Sicherung des Zugangs der EU zu Rohstoffen, vom Erdöl über Holz bis hin zu Metallen. Lokale Produktionsformen und Lebensmittelmärkte werden zerstört und mit ihnen die Existenzgrundlage von Kleinbäuerinnen.
„Wie man an der aktuellen Diskussion um CETA und TTIP in Europa sieht, geht es bei diesen Handelsabkommen um die Stärkung der Rechte von Konzernen, nicht von Menschen. In Anbetracht der Konzentration von Macht durch Konzerne braucht es aber vielmehr einklagbare, verbindliche Regeln für transnationale Konzerne“, erklärt Schnitzer.
In Bergbauregionen sind Frauen oft massiver Umweltverschmutzung ausgesetzt und von Gewalt betroffen. Dagegen organisieren sich Frauen, wie etwa das Frauennetzwerk WoMin im südlichen Afrika und kämpfen für ihr Recht auf sauberes Wasser und hygienische Lebensbedingungen, für ihre sexuellen und reproduktiven Rechte und Gesundheit, Arbeitsrechte und um ihr Land.
Menschenrechtliche Verantwortung von Konzernen
Das CEDAW-Komitee (UN-Komitee zur Beseitigung jeder Form der Diskriminierung der Frau) hat 2016 eine weitreichende Empfehlung abgegeben, die auch die staatenübergreifende Verantwortung für die Aktivitäten transnationaler Konzerne einfordert.
In dieser CEDAW-Empfehlung zu den Rechten von Frauen am Land wird hervorgehoben, dass die Diskriminierung von Landfrauen ohne Berücksichtigung von makroökonomischen Zusammenhängen nicht verstanden werden kann. Das CEDAW-Komitee fordert, dass Landfrauen als treibende Kraft für nachhaltige Entwicklung wahrgenommen und behandelt werden müssen. Ihre ökonomische und soziale Unabhängigkeit sollte durch direkte und effektive Teilnahme an wirtschaftlichen und sozialen Entwicklungsprogrammen gefördert werden, Frauen sollten gleichen Zugang wie Männer zu Ressourcen wie Landtiteln, hochwertigem Saatgut, Ausrüstung, Wissen und Information, Techniken des Biolandbaus, lokalen Märkten, Marketing-Wissen und Finanzierungsquellen erhalten, und die kleinbäuerliche Landwirtschaft sollte gefördert werden – das sind Aufgaben nationaler Politik und der Entwicklungszusammenarbeit.
Derzeit wird im UN-Menschenrechtsrat ein neuer Anlauf genommen, um ein Abkommen zu menschenrechtlichen Verpflichtungen transnationaler Konzernen zu formulieren („Treaty on Transnational Corporations and other business“). Diese Initiative benötigt die Unterstützung von vielen Staaten, um endlich eine Chance auf Verwirklichung zu haben.
Gemeinsam mit FIAN und weiteren NGOs fordert WIDE, dass sich die österreichische Bundesregierung dafür engagiert, dass transnationale Unternehmen für von ihnen verursachte Umweltschäden und Menschenrechtsverletzungen zur Verantwortung gezogen werden können.
Zur Petition:
http://fian.at/de/mitmachen/petitionen/menschenrechte-statt-profite/
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