Rezension „gleich gleicher ungleich“
von Gertrude Eigelsreiter-Jashari
Christa Wichterich: „Gleich gleicher ungleich. Paradoxien und Perspektiven von Frauenrechten in der Globalisierung“. Sachbuch. Verlag Ulrike Helmer, 240 Seiten
Christa Wichterich ist seit Jahren nicht nur wissenschaftlich und journalistisch tätig, sondern auch selbst in der internationalen Frauenbewegung aktiv. Dadurch hat sie sowohl die Innen- als auch die Außensicht, kennt aus erster Hand die Situation und die Entwicklungen von Frauen und Geschlechterverhältnissen in vielen Ländern genauso wie den internationalen Diskurs zu den von ihr abgehandelten Aspekten der Globalisierung.
Ihre neueste Publikation über Frauenrechte in der Globalisierung gliedert sie in drei Bereiche: Im ersten Teil schildert sie die Entwicklung der Frauenrechte in den letzten 30 Jahren, zeigt Erfolge, Herausforderungen und Widersprüche auf internationaler Ebene auf. Der zweite, umfassendste Teil, betitelt mit „Paradoxe Integration“, greift Bereiche der Globalisierung anhand einzelner Themen wie Marktintegration, Armut, oder Freihandel auf. Auch Länderbeispiele, wie Deutschland oder China, machen aktuelle, widersprüchliche Auswirkungen von Globalisierung auf Frauen deutlich.
Im letzten, aus meiner Sicht spannendsten Teil, über Perspektiven, führt die Autorin vielfältige Beispiele an, wie Frauenorganisationen, Netzwerke und Wissenschafterinnen erfolgreich Globalisierungsprozesse (mit-)gestalten und/oder auch Brüche auftreten. Mit Hannah Arendt nennt sie es „das Wunder der Freiheit“ (186), dass Menschen Prozesse unterbrechen und einen Neuanfang machen können. Da kommen die „Frauen in Schwarz“ (191) genauso vor wie die Kleinbäuerinnen als Investorinnen (201), nämlich in traditionelles Wissen als Überlebensressource. Sie geht auf jene Politiken ein, die Frauen bessere Chancen einräumen und zeigt gleichzeitig auf, welche staatlichen Maßnahmen z.B. das weiße männliche Ernährermodell zuungunsten von Frauen wieder verstärkt.
Wichterichs differenzierte Analysen, Berichte und Essays sind gut lesbar aufbereitet. Konkrete Beispiele erläutern und veranschaulichen die doch sehr komplexe Thematik. Für jüngere LeserInnen und mit der Thematik nicht so Vertraute gibt die Lektüre auch einen guten Überblick, Anregungen für eigenes Aktivwerden und Sicheinmischen. Ein wichtiges Buch sowohl für Studierende, Lehrende und AkteurInnen im Bereich der Internationalen Entwicklung als auch für allgemein Interessierte. Mit ihrer Doppelperspektive von Geschlechtergerechtigkeit und gleichzeitiger „Transformation von Herrschafts- und Ungleichverhältnissen“ spricht sie wohl vielen Frauen, und auch Männern, aus dem Herzen. Ein Standardwerk, zumindest im deutsprachigen Raum, zu Globalisierung aus feministischer Perspektive.
Zur Autorin: Gertrude Eigelsreiter-Jashari ist Soziologin, Lehrbeauftragte an der Universität Wien und Leiterin von Südwind Niederösterreich in St.Pölten.
Buchbeschreibung: siehe auch Publikationen